Klosterwanderung vom Pfingstmontag, 24. Mai 2010

 

oder
Uschi leitet ihre erste Wanderung bei den Naturfreunden Neuenhof

11 aufgestellte Naturfreundinnen und Naturfreunde stehen am Pfingstmontag um 09.15 Uhr zur Fahrt nach Zürich HB bereit. Einerseits sind wir sicher happy, dass wir an diesem Tag nicht arbeiten müssen. Anderseits empfängt uns beinahe ein Sommertag. Nach dem überaus kalten und regnerischen Mai liess sich doch Petrus auf trockene und warme Pfingsttage umstimmen. So fahren wir mit der S 12 an unseren Ausgangspunkt.

Nach der Unterquerung der stark befahrenen Strasse zwischen Hauptbahnhof und Landesmuseum stehen wir unmittelbar vor dem 1897 eröffneten nationalen Museum mit der grössten kulturgeschichtlichen Sammlung der Schweiz. Ein Besuch dieses Museums wäre sicher auch einmal für einen Plauschtag interessant. Nach dem Durchgang durch das Eingangstor empfängt uns ein grosser Innenhof, von welchem wir über die Treppe hinab in den grossen Park des Platzspitzes mit tollem Baumbestand gelangen. Im Pavillon des Parks begrüsst uns Uschi offiziell zur Klosterwanderung nach dem Kloster Fahr.

Ueber die Limmatbrücke gelangen wir auf die rechte Flussseite, welcher wir beinahe bis zum Schluss der Wanderung treu bleiben. Der Kloster Fahr-Weg gibt bereits die Richtung unserer gemütlichen Wanderung an. Der Platzspitzpark und später das Areal des ehemaligen Bahnhofs Letten sind uns eher negativ als Drogenumschlagplatz in Erinnerung. Mit der Schliessung der Drogenszene im Platzspitzpark, in welchem alleine 1991 21 Personen an Drogenkonsum starben, verlagerte sich die Szene in den Letten. Seit 1995 gelten beide Gebiete als drogenfrei, mindestens ist keine öffentliche Szene auszumachen. Kurz nach dem stillgelegten Bahnhof Letten treffen wir auf die Einmündung der Sihl in die Limmat.

Bei der alten Badeanstalt erblicken wir einige sonnenhungrige nackte Oberkörper. Allerdings ist von den anscheinend früheren FKK-Anbetern mit Ausnahme eines mal fehlenden Oberteils nichts zu sehen. Der mit Bäumen gesäumte Kloster Fahr-Weg führt unter dem Bahnviadukt Wipkingen und der Hardbrücke durch. Wir sind positiv überrascht von den schönen und vielseitig angelegten Kinderspielplätzen. So auch bei unserem ersten Trinkhalt, wo auf der gegenüberliegenden Flussseite das Tramdepot ins Auge sticht. Dahinter erhebt sich das sich im Bau befindliche bald höchste Gebäude von Zürich.

Frisch gestärkt geht’s der ruhig dahin fliessenden Limmat entlang. Die vorher dichten Häuserreihen lichten sich je länger je mehr. Und siehe da, die einladende Gartenwirtschaft des Restaurants Turbinenhaus winkt. Für die meisten ist der vielleicht am Morgen verpasste Kaffee nachzuholen, für die andern gibt’s Hopfen und Malz. Sogar ein echtes Turbinenbräu wird ausgeschenkt.

Die folgende Etappe führt unter der Europabrücke durch und weiter zur Werdinsel Au-Höngg, unserem Mittagsrast. Der grosse Planschbereich mit Wasserfall für Kleinkinder wird schon rege benützt. Hingegen ist das Flussbad noch leer. Kein Wunder bei einer Wassertemperatur von 15°. Das Gratisbad mit modern eingerichtetem Garderobengebäude und einer grossen Gartenbeiz mit Terrasse ist im Sommer sicher heiss begehrt.

Von der Mittagsrast geht’s in etwa einstündiger Wanderung dem Kloster Fahr entgegen. Das Kloster Fahr als aargauische Exklave, vollumfänglich von der zürcherischen Gemeinde Unterengstringen umgeben, wurde 1130 gegründet und gehört zum Kloster Einsiedeln. Der Abt des Klosters Einsiedeln ist gleichzeitig auch der Abt des Klosters Fahr, weshalb Fahr und Einsiedeln ein Doppelkloster bilden. Einen letzten Halt vor der Schlussetappe verbringen wir in der gut besuchten Gartenwirtschaft unter den hohen schattenspendenden Bäumen. Wir haben nun auch das Rätsel gelöst, weshalb hier Einsiedler Bier ausgeschenkt wird.

In der Benediktinerinnengemeinschaft des Klosters Fahr leben 30 Frauen nach dem Glauben des heiligen Benedikt. Daneben ist das Kloster aber auch für seine jahrzehnte lange und weit herum bekannte Bäuerinnenschule bekannt. Die Frauen werden auf den eidgenössischen Fachausweis Bäuerin ausgebildet. Wir können uns beim anschliessenden Rundgang vom sehr gepflegten Gemüse- und Blumengarten der angehenden Bäuerinnen überzeugen.

Sodann heisst es Abmarsch um 14.55 Uhr. Also noch einige Minuten Zeit, die Klosterkirche mit der Wandbemalung an der Aussenmauer beim davor liegenden Friedhof zu besichtigen. Wie ich allerdings feststelle, bin ich der einzige auf dem Weg dorthin. Nach meiner Rückkehr sehe ich niemanden mehr. Sind meine Leute allenfalls dem Limmatufer entlang bereits losmarschiert? Auch auf dem oberen Weg sehe ich niemanden. Die müssen schon weg sein. Also nicht‘s wie los. Doch nirgends sehe ich eine Spur der Naturfreunde. Die müssen jetzt aber Speed haben! Sie wollten ja auch um 15.26 Uhr am Bahnhof Glanzenberg den Zug nach Neuenhof besteigen.

Nach schnellem Tempo komme ich gegen Viertel nach Drei beim Bahnhof Glanzenberg an. Keine Menschenseele der Naturfreunde ist zu erblicken. Dann müssen diese doch im Rückstand sein. Der 15.26 Uhr Zug fährt ein und braust wieder davon. Ich sitze immer noch auf der Bank am Perron. Ja, dann warten wir halt den nächsten Zug ab, zu welchem dann die Naturfreunde eintreffen sollten. Gut hat der Kiosk offen und ein kühles Bier an Lager. So kann ich mich mit einem Servelat und Brot dazu gütlich machen und mich auf die zu erwartende „Zünderei“ vorbereiten.

Es kommt, wie es kommen muss. Auch die Naturfreunde kommen und „bestrafen“ mich mit dem Schreiben des nächsten Tourenberichts, allenfalls dem Bezahlen einer Runde an der nächsten Monatsversammlung. In Neuenhof angekommen versuche ich, Brigitta für den Tourenbericht zu begeistern, aber sie ist dafür nicht empfänglich. So muss ich wohl oder übel in den sauren Apfel beissen und die Erlebnisse der ersten Tour unter der Leitung von Uschi zu Papier bringen. Mein letzter Tourenbericht war übrigens 1975 über die Pfingst-Skitour auf den Clariden. Halte ich diese Frist wieder ein, dürfte mein nächster Tourenbericht mit Glückwünschen zu meinem 95. Geburtstag am Radio folgen. Mal schauen, wie die Zeit läuft…

Uschi darf ich sicher im Namen aller Teilnehmer zum gelungenen Tourenleiter-einstand gratulieren und ihr bestens für die schöne Wanderung danken. Ich hoffe auch, dass ich mit der Uebernahme der ersten Runde des heutigen Abends genügend Busse geleistet habe.

Bericht von Ruedi Zbinden

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